Der "Sinn des Lebens" war das Thema des 12. Kardinal König-Gesprächs am 24. August 2019 in Kirchberg an der Pielach, zu dem der Kirchberger Bürgermeister ÖkRat Anton Gonaus auch im Namens seines Rabensteiner Amtskollegen, unserem Bürgermeister Kurt Wittmann, zahlreiche Besucher aus Nah und Fern begrüßen konnte, unter ihnen auch LtgAbg. Bgm. Martin Michalitsch, der in Vertretung von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner in die Kirchberghalle gekommen war, und die Bundesrätin Eva Prischl sowie Diözesan-Bischof Alois Schwarz und die Menschensorger der beiden mitveranstaltenden Pfarren Moderator Martin Hochedlinger (Kirchberg) und Pater Leonhard Obex (Rabenstein).
Text: Dr. Annemarie Fenzl & Gottfried Auer
Foto: Johannes Aschauer
Der frühere Wiener Erzbischof
Franz König (1905-2004) war nicht nur ein leidenschaftlicher Bergsteiger,
sondern bezeichnete die Berge auch oft als "Schule
des Lebens": Das hat die Leiterin des Kardinal-König-Archivs,
Annemarie Fenzl, berichtet. In den Bergen geübte Tugenden - wie Rücksicht auf den
Nächsten, Sorgsamkeit und Vorsicht ohne Angst, Vertrauen in die Bergkameraden
und auf sich selbst - habe König auch im Alltag stets hochgehalten, so dessen
langjährige Sekretärin in ihrer Einführung, die unter dem Motto „Kardinal König und die Berge“ zum
Hauptreferat des blinden Extrembergsteigers Andy Holzer zum Thema "Der Sinn des Lebens" hinführen
sollte.
Kardinal König sei bis ins hohe Alter ein leidenschaftlicher Gipfelstürmer
gewesen und habe wichtige Lebensentscheidungen in den Bergen getroffen,
erklärte Fenzl.
So habe der langjährige Wiener Erzbischof bei seinen
alljährlichen Sommerurlauben in Vorarlberg dort fast alle bekannten Gipfel
bestiegen, darunter auch als bereits 73-Jähriger die 2643 m hohe Zimba, die
höchste Erhebung des Rätikon am 25. August 1978. An diesem Tag fuhr er danach abends
noch von Schruns nach Zürich und von da weiter nach Rom, um bereits am nächsten
Tag im Konklave Albino Luciani zum Papst - Johannes Paul I. - zu wählen.
In Wiener Arbeitsalltag sei für König jeden Mittwoch der Gang auf den
Leopoldsberg und von dort nach einem Kurzbesuch der Kirche wieder herunter der
Ersatz für das Berggehen gewesen, ebenso wie die tägliche Nutzung seines
"Zimmerfahrrads", berichtete seine Sekretärin.
Die drei Fragen "Woher komme ich? Wohin gehe ich?
Welchen Sinn hat das Leben?" hätten König zu einer Lebenshaltung
veranlasst, "die sich selbst keinen
Augenblick der Gedankenlosigkeit oder des gemütlichen Zurücklehnens gestattete
und sich immer ihres ständigen Unterwegsseins bewusst war - wie ein Wanderer,
der endlich den Gipfel vor Augen hat, den er möglichst vielen zeigen will“ Jede
seiner „Gipfelmessen“ beendete er mit dem kurzen Psalm 121, der
eigentlich ein Wallfahrtslied ist und der mit den Worten beginnt: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht
hat. Er lässt deinen Fuß nicht wanken. Er, der dich behütet, schläft
nicht.“
Sinnfrage als Grundmerkmal des Menschen
Auf einen weiteren begeisterten Alpinisten, Bergsteiger und Sinnsucher, Viktor
Frankl (1905-1997), verwies der Mitorganisator des Kardinal-König-Gesprächs, Heinz Nußbaumer, in einem Grußwort. "Wer etwas hat, das ihm wichtig und
wertvoll ist, wofür er brennt, der steht auch wieder auf", deutete der
"Furche"-Herausgeber das Lebensmotto des Psychiaters und Neurologen,
der nach den Erfahrungen des Konzentrationslagers im Buch "Trotzdem Ja zum
Leben sagen" dazu aufgerufen habe, sogar im Leiden einen Sinn zu erkennen.
Erst die Frage nach dem Lebenssinn mache den Menschen zum Menschen, so
Nußbaumer; eine Antwort darauf finden könne jeder nur für sich selbst, wobei
die Eigenliebe allein zu kurz greife.
Kardinal König habe daran erinnert, dass Menschen wie das Kreuz in zwei Balken
eingespannt seien, betonte Nussbaumer: "In den horizontalen Balken, also
den Blick auf das 'Ich' und das 'Du', und in den senkrechten Balken, den Blick
nach oben zu unserem Schöpfer und zu unserer Verantwortung für die Schöpfung.
Erst aus beiden Blickrichtungen ergibt sich der ganze Sinn und bleibende
Auftrag unseres Lebens", so der krankheitsbedingt abwesende Publizist, dessen Moderatorenrolle kurzerhand vertretungsweise vom Kirchberger geschäftsführenden Gemeinderat Christian Gansch übernommen wurde.
Fotos: Kardinal König-Archiv (4)
Dr. Annemarie Fenzl
Der blinde Extrembergsteiger Andy Holzer, dessen Lebensmotto lautet: „Den
Sehenden die Augen öffnen“ bewegt wohl Ähnliches, wie den Kardinal: auch er
möchte die Menschen aus der besonderen Position seiner Lebenssituation heraus
zum Wesentlichen hinführen, wenn das dann auch manchmal ganz anders klingt, als
man es im kirchlichen Ambiente gewohnt sein mag.
Foto: Andy Holzer
Vor allem wenn er sagt: „Die Menschen selbst und das Dasein auf
unserem Planeten sind wohl nicht in vollendeter Perfektion gedacht. Dieses aus unserer
so begrenzten Sicht beurteilte Faktum bringt mich zum Grübeln über den Sinn des
Lebens: allein das reine, aus ganzem Herzen versuchte Bemühen bringt Wärme und
Farbe ins Gemüt. Es ist nicht wichtig, die Perfektion anzustreben. Es gilt
vielmehr, es immer und immer wieder, wie ein kleines Kind am Sandkasten, nach
all seinen Möglichkeiten aufs Neue zu versuchen.“ Die einfache und doch so
weise Erkenntnis nach vielen Jahren: „Es
gibt weder einen Menschen, der alles kann, noch einen, der garnichts kann.“
Foto: Andy Holzer
Interessant sein aus eigener
Erfahrung erwachsenes Plädoyer für „emotionale
Intelligenz und dynamische Führung“, wobei jeder seine Rolle hat, zum
Beispiel: Fußballspielen nur bei Sonnenlicht bis zum Einbruch der Dämmerung –
hier gibt es keine Aufgabe für Andy Holzer, aber dafür sehr wohl nach Einbruch
der Dunkelheit. Und schließlich sein
Resümee: „Ich habe noch nie so viele
Blinde getroffen als unter den Sehenden“ macht nachdenklich.
Foto: Gerhard Hackner
vlnr: Gottfried Auer, Martin Hochedlinger, Annemarie Fenzl, Andy Holzer und Anton Gonaus
Unter der begeisterten Zuhörerschaft beim "blind Climber"-Vortrag befand sich nicht nur Waltraud Dullnigg, die Mutter von dem in Kirchberg geborenen und nunmehr in Rabenstein wohnhaften Ernst Dullnigg (leider abwesend aufgrund seines derzeitigen Kanada-Aufenthaltes), einem engen Bergkameraden-Freund von Andy Holzer, sondern auch die Mariazellerin Elke Maderthoner.
Einmal mehr als treue Gäste waren auch Hildegard und Klaus Gnadl anwesend. Das Paar aus Oberbayern terminisiert bereits seit Jahren den Urlaubsaufenthalt bei uns im "Tal der Dirndln" entsprechend dem Zeitpunkt des Kardinal König-Gesprächs.
"Als Kooperationspartner für diese Veranstaltung konnte die Raiffeisenbank in die Seilschaft geholt werden", freute sich Kirchbergs Bürgermeister ÖkRat Anton Gonaus in seinen Begrüßungsworten denen der Bezug von Kirchbergs Moderator Martin Hochedlinger zu den Bergen folgte.
Foto: zVg
Jährliches Gedenken
Mit dem jährlichen Kardinal-König-Gespräch wird in den Pielachtal-Gemeinden
Rabenstein und Kirchberg das Andenken an den früheren Wiener Erzbischof
Kardinal Franz König, der hier geboren wurde und seine Kindheit verbracht hat,
hochgehalten.
„Die heurige zwölfte Auflage der Veranstaltung des Vereins
"Kardinal König - Glaube und Heimat im Pielachtal", zu der u.a. auch
Prälat Johannes Oppolzer, Diakon Max Angermann sowie der frühere Kirchberger Pfarrer und nunmehrige Ehrenbürger August Blazic kamen, wurde am Samstag mit einer Gedenkmesse um 18 Uhr in der Kirchberger Pfarr- und zugleich Primiz-Kirche von Kardinal König eröffnet“.
Foto: Gerhard Hackner
Die Veranstaltungsreihe des Kardinal König-Gesprächs endete traditioneller Weise am Sonntag mit einem von unserem Pater Leonhard Obex (3.v.r.) zelebrierten Festgottesdienst - hier im Bild mit Organist Engelbert Walsberger, unserem Bürgermeister Kurt Wittmann, Annemarie Fenzl, Kardinal König-Vereinsobmann Gottfried Auer und dem Kirchberger Vize-Bürgermeister Franz Singer - in der auf einer Anhöhe zwischen den beiden
Gemeinden und seinerzeit im Blickfeld von Kardinal König auf dessen Schulweg situierten Andreaskirche.
Foto: Anton Stöckl
"Das 13. Kardinal König-Gespräch am 29. August 2020 um 19:30 Uhr in der Geburtsgemeinde Rabenstein an der Pielach wird sich mit dem Thema "Pilgern" befassen", informiert Gottfried Auer in seiner Obmann-Funktion vom mitveranstaltendem Verein "Kardinal König - Glaube und Heimat im Pielachtal" - hier im Bild mit dem "blind climber" Andy Holzer und Karin Forster, welche mit dem "Jerusalem Way"-Initiator Johannes Aschauer zu uns ins Pielachtal gekommen war, um ein Projekt vorzustellen, welches in Zusammenarbeit mit unserer Kleinregion Pielachtal und der Leader-Region Mostviertel-Mitte umgesetzt werden könnte unter Miteinbindung des Pielachtaler Pilgerweges.
Kardinal Franz König wurde am 3. August 1905 im Rabensteiner Ortsteil Warth
geboren und am 5. August in der Rabensteiner Pfarrkirche getauft. Er besuchte
die Volksschule in Kirchberg an der Pielach, von wo aus ihn sein Weg in die
Weltkirche führte. Von 1956 bis 1985 war König Erzbischof von Wien. Er verstarb
am 13. März 2004 im 99. Lebensjahr in Wien.
Foto: weinfranz
Weitere Berichte über das Kardinal König-Gespräch 2019 lesen Sie hier:
Homepage der Marktgemeinde Kirchberg an der Pielach
kathpress
Erzdiözese Wien
Diözese St. Pölten
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